Steuerungsmaschine

mybuxi IT-System

Jeden Tag werden mehr und mehr Fahrtanfragen über die mybuxi-App eingegeben. Wie kommen diese Anfragen zu den FahrerInnen in den mybuxis?

Der Betrieb von mybuxi erfolgt vollautomatisch. mybuxi hat keine Leitstelle wie viele Taxi- und alle öV-Unternehmen. Mit dem heutigen Betrieb müsste mybuxi etwa 10 Disponenten anstellen, was die Betriebskosten massiv erhöhen würde. Menschen sind aber schlicht zu langsam, um die Anfragen entgegenzunehmen, eine Lösung zu finden und diese an Fahrer*innen in den Fahrzeugen weiterzugeben. Daher braucht es ein IT-System dafür. 

Schon ganz gut, aber …

Das aktuelle mybuxi-System ist ein eingekauftes System. Entwickelt wurde es von der Firma Shotl in Barcelona. Es wurde dort für den Vorortsverkehr entwickelt und ist dort immer noch im Einsatz. Auch an deren Orten auf der Welt ist das System im Einsatz.

Für Einsätze «in der Agglo» durch städtische Verkehrsunternehmen ist es ein sehr gutes System. 

Für uns im Schweizer Einsatz auf dem Land und in den Bergen hat es jedoch einige Schwächen. Ein Beispiel: bei Neuschnee oder bei eisigen Strassenverhältnissen fahren die mybuxi in der Gotthardregion oder dem Toggenburg mit Schneeketten. Dann können sie nur noch mit 40 km/h fahren. Das IT-System weiss das aber nicht und berechnet daher die Fahrzeiten «wie bei Schönwetter». So werden den Fahrgästen bei der Buchung «falsche Abholzeiten» angezeigt. Man kann sich gut vorstellen, dass gerade bei solchen Wetterverhältnissen die Reaktionen unserer Fahrgäste nicht gerade «hocherfreut» sind. Damit kommen aber unsere Fahrer*innen in Stress, und genau das wollen wir nicht. 

Aber noch ein zweites Problem haben wir mit «Kaufsoftware».  SWVL war ein Unternehmen aus Ägypten mit Sitz in Dubai. Sie gingen an die Börse und investierten das eingenommene Geld in Kauf von vielen Firmen, darunter auch Shotl. Mit dem Ukrainekrieg und den Zinserhöhungen ging SWVL Bankrott und wir erhielten die Meldung, dass der Betrieb der Software in 10 Tagen eingestellt werden sollte. Wir konnten das seinerzeit abwenden. Aber wird sind abhängig von der Verfügbarkeit des IT-Systems. Kein mybuxi würde ohne fahren. Alle Hersteller auf dem Markt heute sind entweder in einem Grosskonzern, in dem ein Managemententscheid die Einstellung bedeuten kann, oder Startups, die von Risikokapitalgebern abhängig sind – das kann, siehe SWVL, sehr schnell «lebensbedrohlich» für die Kunden werden. Daher brauchen wir ein eigenes System. 

Verbesserungspotential

Von Anfang an haben wir die Wünsche unserer Fahrer*innen und Fahrgäste systematisch gesammelt. Mittlerweile haben wir einen umfangreichen Anforderungskatalog beieinander. 

Was soll das künftige System (unter anderem) können?

  • Sprachinterface: statt mit «Fingern auf Bildschirm» soll das System auch eine Bestellungfunktion über Spracheingabe verfügen
  • Vorbereitung auf automatisiertes Fahren. Wir werden es brauchen, weil es nicht so viele Fahrer*innen geben wird, wie wir bei einem Vollausbau brauchen werden
  • Automatische Optimierung des Algorithmus nach Nutzung und externen Faktoren
  • Deutlich verbessertes Reporting – das kostet uns heute sehr viel Zeit

Projektfinanzierung durch Förderverein

Was hat der Förderverein damit zu tun?

Die Einnahmen aus den aktuellen Regionen decken deren Betriebskosten, erlauben aber keine Investitionen in eine solche Entwicklung.

Fördertöpfe wie Innosuisse haben unseren Antrag abgelehnt – unser Geschäft ist zu margenschwach und nicht auf globale Expansion ausgerichtet. 

Investoren würden die Entwicklung des Systems unterstützen, wollen dann aber einen Exit – also den Verkauf. Wir wollen jedoch das System für unseren Service einsetzen. 

Fazit

Wenn mybuxi in absehbarer Zeit das System verbessern möchte, braucht es eine vom Betrieb unabhängige Finanzierung. Da die Schweizer Fördertöpfe andere Zielsetzungen haben, kann mybuxi auch da nicht mit einer ausreichenden Unterstützung rechnen.

Diese Lücke kann der Förderverein  füllen. 

5 thoughts on “Steuerungsmaschine

    1. Bei der Gründung des Fördervereins haben wir intensiv überlegt, ob er breit für alle nachhaltigen Angebote zuständig sein soll oder für ein bestimmtes Angebot. Erstens ist sehr kompliziert betreffend des Narratives und der Governance, Konflikte sind daher vorprogrammiert. Daher haben wir uns für die einfache und klare Variante entschieden.

      Die REGA-Stiftung unterstützt z.B. auch nur die Luftrettung und nicht alle möglichen Rettungsarten.

  1. Hat man denn überhaupt shotl angefragt ob sie ihre App bezüglich anderer Fahrgeschwindigkeiten anpassen könnten?
    Die Entwicklung einer eigenen App ist sehr riskant und TEUER!

    1. Die Fahrgeschwindigkeiten können in einem bestimmten Rahmen angepasst werden, allerdings nicht von uns als Betreiber, sondern nur von der Herstellerfirma. Das stellt uns z.B. bei extremen Wetterereignissen vor Probleme.

      Natürlich kostet eine Entwicklung komplizierter Software Systeme Geld. Geld kostet aber auch der Bezug von Software und die Betriebsabläufe, die sich an die Software anpassen müssen, die für eine andere Aufgabenstellung konzipiert wurde.

      1. Danke. Hat man denn shotl angefragt, was es kosten würde um die Fahrgeschwindigkeit selber über ein simples Webinterface einzustellen?

        Wieviel kassiert den shotl für die jetzige Benützung der Software?

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